Geschichte der Villa Gruner im Seebad Zinnowitz

geschichte villa gruner seebad zinnowitzs Die Villa Gruner im Ostseebad Zinnowitz hat in ihrer mehr als 100jährigen Geschichte viele Turbulenzen und Besitzerwechsel erlebt. Die ersten gesicherten Bildquellen sind Postkarten aus dem Sommer 1898, auf der die Villa in der Neuen Strandstraße 10 abgebildet ist. Ein Stadtplan von 1897 zeigt das Grundstück noch unbebaut, womit die Erbauung in diesem Zeitraum stattgefunden haben muss. Trug die Villa zuerst den Namen ihres ersten Besitzers, Badearzt Dr. Friedel, wurde sie später als Ferienpension durch die Gutsbesitzerin Anna Langemark geführt. In dieser Zeit trug sie den Namen "Fremdenpension Hubertusburg".
Ab etwa 1909 ändert sich die Nutzung in ein Erholungs- und Ferienheim für Mädchen und Knaben. Das von einem Dr. Hellwig geführte Heim trägt dann den Namen "Privatkinderheim Hubertusburg" und besitzt auch eine Unterrichtsanstalt. Im Jahr 1919 erfolgte ein erneuter Besitzerwechsel an einen Dr. Voigt. Auch hier wurde die Villa als Kurhaus genutzt.
1924 übernahm die Amerikanerin Berta-Luise Dreyfus, Inhaberin der gleichnamigen Stiftung, das Haus und betrieb darin ein Kinderheim. Während dieser Zeit müssen mehr als 100 Kinder in der Villa gewohnt haben, wie die lange Tafeln und Fotos mit dutzenden Kindern auf einem überlieferten Leporello vermuten lassen. Während des zweiten Weltkrieges diente das Haus als Lazarett und Seuchenheim. Nach dem Kriegsende stiftete Berta-Luise Dreyfus das Haus dem Deutschen Roten Kreuz, das es ebenfalls als Kinderheim weiterführte.
Im Jahre 1953 übernahm Paul Gruner, damaliger Landesvorsitzender des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen (FDGB), das Haus im Namen der IG (Industriegewerkschaft) Wismut. Seit diesem Zeitpunkt ist das Haus unter seinem heutigen Namen "Villa Gruner" bekannt. Die Verwaltung der IG Wismut zog in die Villa ein und nutzte diese auch als Ferienobjekt. Nach heutigem Kenntnisstand war Paul Gruner selbst nie weder in Zinnowitz, geschweige in der Villa Gruner. Etwa Mitte der 1950er Jahre zog die Verwaltung der IG Wismut wieder aus dem Gebäude aus. Danach wurde das Haus bis ins Jahr 1975 weiter als Ferienheim mit sechs Doppelzimmern, einem Clubraum und einer kleinen Gaststätte weiterbetrieben. Ab Mitte der siebziger Jahre erfüllten wieder Kinderstimmen das Haus, da eine Schulküche einzog.
Mit Beginn der 1990er Jahre fungierte das Gebäude als Kneipe, Bar oder Diskothek und wurde dafür von verschiedenen Betreibern genutzt. Danach stand die Villa, nicht zuletzt aufgrund größeren Sanierungsbedarfs, längere Zeit leer, bevor sie seit 2006 aufwendig und mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde.

 
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